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Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie
 

Wechsel im Vorstand

Mit dem Beginn dieses Jahres fanden wesentliche Veränderungen im Vorstand unserer Gesellschaft statt.

Am 1.1.1997 übergab Peter C. Maurer sein Amt an Jens-R Allenberg.

Peter C. Maurer kann mit Stolz auf seine Präsidentschaft zurückblicken. Er organisierte nicht nur zwei sehr erfolgreiche Jahrestagungen, sondern entwickelte eine Fülle von Aktivitäten, die hier nur schwerpunktmäßig Erwähnung finden können. Dabei hat er es verstanden, kein "kantiger" Präsident zu sein, sondern vielmehr zu überzeugen, Freunde zu gewinnen und daneben etwas vom lokalen Ambiente Südbayerns zu vermitteln.

Er erkannte die Notwendigkeit, zur Steigerung der Effektivität der Arbeit des Vorstandes engagierte, jüngere Kollegen zur Mitarbeit in Kommissionen heranzuziehen. So förderte er die Weiterentwicklung der Kommission für Qualitätssicherung mit dem Pilotprojekt "Carotischirurgie" und strukturierte die Arbeitsgruppe für endovaskuläre Chirurgie um, damit sie wirksameren Einfluß auf die Entwicklung dieses zukunftsträchtigen Bereiches der Therapie von Gefä8krankheiten nehmen kann. Er unterstützte die Bildung einer Arbeitsgruppe für Ultraschalldiagnostik in der Gefäßchirurgie, um unseren Anspruch auf eine eigenständige Entwicklung dieses wichtigen diagnostischen Bereiches auch gegenüber der DEGUM zu unterstreichen. Das Projekt "Nachwuchsförderung in der Gefäßchirurgie" unterstützte er vorbehaltlos.

Nach Einstellung der Zeitschrift "Angio" war er ma8geblich an der Entwicklung der Konzeption und der Gründung unserer internationalen deutschsprachigen Zeitschrift "Gefäßchirurgie" beteiligt.

Engagiert förderte er das Projekt "Leitlinien für die Diagnostik und Therapie in der Gefäßchirurgie", das kurz vor seiner Vollendung steht, und setzte sich für einen eigenen Weg in Fertigstellung und Publikation ein.

Begeistert erkannte er in dem Vorschlag zur Zusammenfassung der Fortbildungsaktivitäten der Gesellschaft in einer "Akademie zur Weiterbildung in der Gefäßchirurgie" einen zukunftsweisenden Weg und setzte eine Arbeitsgruppe zu deren Vorbereitung ein.

Mit diplomatischem Geschick pflegte er die Beziehungen zur Bundesärztekammer und befreundeten Fachgesellschaften, wie z. B. die DGA, und es war hier in einer Zeit der fachlichen Abgrenzung eine kluge Entscheidung, ein gemeinsames Satellitensymposium in die Jahrestagung in München einzugliedern.

Er ist nationaler Delegierter und Mitglied im Board der Division of Vascular Surgery der U.E.M.S. und war mit J.-R. Allenberg an der ersten Prüfung zum EBSQ (European Board of Surgery, Qualification in Vascular Surgery) beteiligt.

Mit der Amtsübergabe geht nun keine "Ära" zu Ende, sondern es findet ein Übergang in eine neue Präsidentschaft statt, die mit Fortführung des Begonnenen und sicher auch neuen Akzenten in der "P.C.M." als Past-Präsident, als Delegierter in der U.E.M.S. und als neuer federführender Herausgeber der Zeitschrift "Gefäßchirurgie" in Nachfolge von Hans-Martin Becker weiter wirken wird.

Hans-Martin Becker hatte sich, als Gründungsmitglied, als Präsident unserer Gesellschaft in den Jahren 1991 und als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 1993 für die Belange unserer Gesellschaft bereits über Gebühr eingesetzt und sich dennoch bereiterklärt zusätzlich zur Mitwirkung bei der Gründung unserer Zeitschrift in diesem wichtigen ersten Jahr als verantwortlicher Herausgeber zu wirken. Hier f ür gebührt ihm unser aller besonderer Dank.

Nach zwölfjähriger Tätigkeit im Vorstand schied zum 31.12.1996 auch unser Gründungsmitglied Wilhelm Sandmann aus diesem Gremium. Nicht nur durch seine Präsidentschaft in den Jahren 1993 und 1994 hat er einen wesentlichen Abschnitt in der Geschichte unserer Gesellschaft persönlich geprägt, sondern auch durch seine Arbeit im Vorstand der Gesellschaft Entscheidungen mit seiner unverwechselbaren geradlinigen, konsequenten und abgewogenen Argumentation wesentlich beeinflußt.

Durch seine Position als einer der wenigen C4-Professoren aus den Reihen der Gefäßchirurgen, seine erfolgreiche klinische Tätigkeit als Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie und Nierentransplantation der Universität Düsseldorf und die Organisation mehrerer gro8er internationaler Kongresse, hat er das Ansehen der Gesellschaft national und international, gefördert. Unermüdlich hat er sich dafür eingesetzt, daß der Gefäßchirurgie in der Struktur von Universitäten und großen Kliniken die ihr gebührende Position zukommt.

 

Heute ist er u a. als Mitherausgeber der Zeitschrift "European Journal of Vascular and Endovascular Surgery", als für die Gefäßchirurgie Verantwortlicher im Herausgebergremium der Zeitschrift "Der Chirurg", als Mitherausgeber der "Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie" und im Beirat der Zeitschrift "Cerebro Vascular Diseases" in wesentlichen Gremien vertreten, die für die Entwicklung unseres Faches bedeutsam sind.

Zum Abschied aus dem Vorstand hat er ein Schreiben übermittelt, das wegen seiner grundsätzlichen Bedeutung hier wiedergegeben werden soll:

"Sehr verehrte und liebe Kollegen,

am Ende einer 12jährigen Mitgliedschaft im Vorstand unserer Gesellschaft, die mit zu gründen ich das große Vergnügen hatte, möchte ich mich auch auf diesem Wege herzlich für die gute und konstruktive Zusammenarbeit bedanken.

In der Sache haben wir leider nicht immer das Optimale erreichen können. Insofern hat der zukünftige Vorstand alte und neue Probleme vor sich. Die weitere Integration der Gefäßchirurgie im Osten Deutschlands muß wachsen. Dazu gehört auch, daß wir uns an den im Osten organisierten Veranstaltungen mit Referaten beteiligen sowie unsererseits Veranstaltungen im Osten Deutschlands organisieren.

Tendenzen, die Gefäßchirurgie in die offenen Arme der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie und damit in die Allgemeinchirurgie zu integrieren, bestehen nach wie vor, solange der prozentual größte Anteil gefäßchirurgischer Eingriffe außerhalb eigenständiger Abteilungen für Gefäßchirurgie durchgeführt wird. Der Weg zu mehr eigenständigen Abteilungen für Gefäßchirurgie führt aber nur über das Instrument der Qualitätssicherung. Hier verdanken wir unserem scheidenden Präsidenten, Herrn Peter C. Maurer, den wesentlichen Fortschritt. Nur über die Ergebnisqualität wird ein Mehr an Eigenständigkeit für die Gefäßchirurgie zu erreichen sein. Chefärzten, welchen Kliniken mit Allgemein, Thorax- und Gefäßchirurgie vorstehen (das gleiche gilt natürlich auch für diejenigen, welchen Abteilungen für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie vorstehen), werden sich bei diesen Worten schon wieder die Haare sträuben. Meine Feststellungen beziehen sich jedoch in erster Linie auf zukünftig zu gründende Abteilungen bei freiwerdenden Chefarztpositionen von chirurgischen Abteilungen/Kliniken mit großen Bettenzahlen. Insofern erscheint es mir auch wichtig, die Begrifflichkeiten zu ändern: Die Bezeichnung Schwerpunkt wird der Eigenständigkeit der gefäßchirurgischen Disziplin nicht gerecht. Wir müssen zurückkommen zur Bezeichnung Teilgebiet, wenn wir die Chirurgie als Summe aller Teilgebiete verstehen wollen. In diesem Zusammenhang müssen wir allen Tendenzen öffentlich und persönlich widersprechen, welche sich mit der Etablierung eines Schwerpunktes Gefäßchirurgie innerhalb des Gebietes Herzchirurgie beschäftigen.

Der Bestand der Gefäßchirurgie ist aber nicht nur durch überfreundliche Vereinnahmungstendenzen anderer chirurgischer Bereiche gefährdet, sondern exzentrische, pathophysiologisch und pathomorphologisch völlig unausgegorene Praktiken führen in der Öffentlichkeit und damit beim derzeitigen und zukünftigen Patienten zu völlig irrealen Vorstellungen über Gefäßkrankheiten und deren Behandlung. In diesem Zusammenhang verweise ich auf ein Statement des Vorstandes der

Amerikanischen Society for Vascular Surgery hinsichtlich des Stellenwertes der Angioplastie der A. carotis interna im Novemberheft 1996. Da wir in erster Linie eine wissenschaftliche Fachgesellschaft sind, haben wir auch auf die Einhaltung allgemein akzeptierter wissenschaftlicher Grundsätze und Richtlinien zu achten und können das teilweise unverantwortliche Vorgehen von Exzentrikern mit ausgeprägten Selbstdarstellungstendenzen nicht unkritisch und unwidersprochen hinnehmen. Es handelt sich wohlgemerkt um eine wissenschaftliche und nicht um eine Auseinandersetzung mit dem Persönlichkeitsprofil dieser Protagonisten. In diesem Zusammenhang ist auch die Notwendigkeit zur erneuten Hinwendung zu Tierexperimenten zu betonen.

Ich will Sie nicht mit weiteren persönlichen Gedanken belästigen, welche gelegentlich zu Zeiten verringerter operativer Tätigkeit auftauchen. Jedenfalls ist die zukünftige Arbeit des Vorstandes eher mehr als weniger geworden, und es sind Entscheidungen en zu treffen! Dazu wünsche ich lhnen für das neue Jahr eine ruhige Hand und klaren Geist, verbunden mit den Wünschen für Gesundheit und Wohlergehen.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Prof. Dr. med. W. Sandmann"

Jens-R. Allenberg als neuem Präsidenten wünschen wir in einem von gesundheitspolitischen Vorgaben und durch Hegemonieinteressen anderer Gesellschaften schwierigen Umfeld für die kommenden zwei Jahre recht viel Glück und Erfolg!

A. Zehle

Sekretär