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Die 12. Jahrestagung unserer Gesellschaft liegt nun schon zehn Monate zurück, und dennoch ist die Erinnerung an die Tage in München lebendig geblieben.
H. Rendl hat in seinem Bericht in der Zeitschrift "Gefäßchirurgie" diesen Kongreß, mit über 600 Teilnehmern aus elf europäischen und außereuropäischen Ländern, ausführlich gewürdigt. Er schließt mit einem Zitat aus dem Brief eines prominenten und begeisterten Tagungsteilnehmers an den Präsidenten, das hier nochmals wiedergegeben werden soll:
"Ihr Jahreskongreß der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie war eindeutig einer der besten von allen, sowohl vom wissenschaftlichen Programm, als auch von der ausgezeichneten Organisation her und dem äußeren Rahmen in Gasteig. Sie haben es ganz ausgezeichnet verstanden, den bayerischen Charme unserer geliebten Isarmetropole in den Kongreß mit hineinzunehmen, so daß vielleicht manch schmallippigem, ernst schauendem Gefäßchirurgen das Herz ein wenig aufgegangen sein mag. Künftige Kongresse werden nun sicherlich an der Münchner Tagung 1996 unter Ihrer Präsidentschaft gemessen werden."
des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie, Univ.-Prof. Dr. med. P. C. Maurer.
Meine sehr verehrten Damen,
Herr Staatssekretär,
hochverehrte Gäste, meine Herren, liebe Freunde,
mit großer Freude begrüße ich Sie in meiner Heimatstadt und eröffne hiermit die 12. Jahrestagung unserer Gesellschaft. Ich danke Ihnen allen für Ihr Erscheinen und hei8e Sie herzlich willkommen.
Mein besonderer Gru8 gilt unseren Ehrengästen sowie den anwesenden Präsidenten, Vorstandsmitgliedern und Delegierten unserer, und der mit uns befreundeten wissenschaftlichen Gesellschaften.
Es ist mir eine aufrichtige Freude, unsere vielen Gäste aus dem Ausland sowie die Freunde und Förderer unserer Gesellschaft zu begrüßen. Ihre Anwesenheit zeigt Ihr Interesse, ja Ihre Verbundenheit mit uns Gefäßchirurgen und ehrt uns.
Besonderen Dank schulde ich dem bayerischen Ministerpräsidenten, Herrn Dr. Edmund Stoiber, für die Übernahme der Schirmherrschaft und für seine schriftlich übermittelten Wünsche zu unserem Kongreß. Sehr herzlich begrüße ich Herrn Staatssekretär Klinger vom bayerischen Staatsministerium für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst, der uns in Vertretung des Ministerpräsidenten die Grüße der bayerischen Staatsregierung überbringt.
Mein Gruß gilt schließlich den Vertretern von Presse, Rundfunk und Fernsehen, insbesondere den Fachjournalisten für Medizin, deren Berichterstattung zugleich eine verantwortungsvolle Aufklärungsarbeit der Öffentlichkeit darstellt. Durch Ihre Berichte und Anregungen in Wort und Bild können Sie Patienten helfen und sie positiv motivieren. In diesem Sinne bitte ich Sie, meine Damen und Herren, um eine dem gemeinsamen Interesse um den kranken Menschen Sorge tragende Berichterstattung.
Meine Damen und Herren,
in der Medizin, und insbesondere in der Chirurgie, traten immer wieder Propheten auf und verkündeten, daß ein weiterer Fortschritt nun nicht mehr zu erwarten sei. Eines der berühmtesten Beispiele einer solchen Fehleinschätzung aus unserem Fachgebiet geschah Rene Leriche, einem der Pioniere der Gefäßchirurgie und Angiologie. Trotz seiner unbestreitbaren Verdienste lehnte er hartnäckig die Idee des Ersatzes einer Arterie durch eine Vene ab. Er war der Ansicht, eine Vene könne dem arteriellen Druck nicht standhalten. Wir wissen wie die Geschichte weitergegangen ist. Leriches Schüler, Jean Kunlin, hat einen der größten Fortschritte in der Gefäßchirurgie, nämlich den Venenbypass, verwirklicht, sich damit gegen seinen weltberühmten Chef behauptet und bewiesen, daß die Vene eine verschlossene Arterie auf Dauer ersetzen kann.
Die Geschichte der Medizin, ja der ganzen Menschheit, ist ein offensichtlicher Beweis für Heraklits Gesetz: Panta rhei – alles ist im Fluß oder in der Sprache unserer Zeit. alles läßt sich aufhalten, nur nicht der Fort- schritt.
Wer wäre in der Lage gewesen, vorauszusagen, daß eine der häufigsten Operationen in der Gefäßchirurgie der 50er und 60er Jahre, nämlich die lumbale Sympathektomie, zur Bedeutungslosigkeit herabsinken würde, und wer hätte zu Beginn der 70er angenommen, daß die mikrovaskuläre Chirurgie nur wenige Jahre später eine so breite Anwendung finden würde. Die gefäßchirurgische Technik der 80er Jahre wurde charakterisiert durch die Ausdehnung der Rekonstruktionen in die periphersten Bereiche unter Einbeziehung mikrochirurgischer Techniken. Die der 90er Jahre wird zweifellos wesentlich geprägt werden durch die Abnahme invasiver Eingriffe.
So stellt sich also die Frage, welche unserer Überzeugungen von heute wird unser Irrtum von morgen sein? Der "turn over" unseres Wissens wird schneller und schneller. Etwa alle fünf Jahre verdoppelt sich das Wissen der Menschheit. Aber in drei bis vier Jahren ist die Hälfte davon auch schon wieder unbrauchbar. Von 1980 bis zum Jahre 2000 wird sich das Wissen verzehnfacht haben Alle fünf Minuten entdecken Forscher eine medizinische Erkenntnis, alle drei Minuten einen physikalischen Zusammenhang und jede Minute eine chemische Formel...
Aus dem Wandel des Wissensinhalts und dem raschen Fortschritt der Technologien ergibt sich ein immer schnellerer Wandel der Anforderungen im Beruf. Wesentliche Teile unserer Ausbildung sind wertlos geworden und die meisten unserer jüngeren Kollegen (insbesondere jene in akademischen Karrieren) werden bis zu ihrer Pensionierung ihren Berut zwei- bis drei- mal neu erlernen
Wie rasch sich Trends auch in unserem speziellen Arbeitsgebiet ändern können, zeigt sich besonders an der endovaskulären Chirurgie, einem der Hauptthemen unseres wissenschaftlichen Programms. Über eine vom Ort des Geschehens weit entfernte kleine Arterienfreilegung dient das Gefäßsystem selbst als Zugangsweg für rekonstruktive Maßnahmen, statt, wie bisher üblich, die Arterie weitstreckig von außen freizulegen. Dieses Konzept hat inzwischen so große Verbreitung gefunden, daß es täglich unser aller Entscheidungen beeinflu8t. Während anfänglich die Katheterverfahren von den meisten Gefäßchirurgen mit Skepsis betrachtet wurden, begannen sie sich in den späten 80er Jahren zunehmend für die neuentwickelten Techniken zu interessieren, was zum Teil durch die damalige LASER-Euphorie bedingt war. Die Entwicklungen der letzten Jahre, wie z. B. intraluminale Stents und endovaskuläre Prothesen, haben wesentlich dazu beigetragen, die Gefäßchirurgen
davon zu überzeugen, daß endovaskuläre Techniken ihr Instrumentarium bereichern, um Patienten mit chronisch arterieller Verschlußerkrankung zu behandeln. Einige der bisher ausschließlich der klassischen Gefäßchirurgie zugehörigen Eingriffe werden inzwischen von Kollegen durchgeführt, die perkutane Kathetertechniken anwenden, also z. B die kurze Stenose in mittelgroßen Arterien, die Entfernung von Gerinnseln, die Dilatation von Nierenarterien, der Verschluß von AV-Fisteln, u. a. m
Das Interesse an den transluminalen Verfahren zur Gefäßrekonstruktion ist in den vergangenen fünf Jahren nicht nur exponentiell angestiegen, sondern die stürmische Entwicklung hat, wie Jens-R. Allenberg das kürzlich formuliert hat, bisher klare Indikationen verändert, droht gefestigte Strukturen zu überrollen und – man kann sich des Eindrucks nicht erwehren – schafft sich auch eigene Indikationen
Alexander Pope gibt uns in einem "Essay über Kritik" den Rat, nicht die Ersten zu sein, die das Neue ausprobierern, aber auch nicht die Letzten, die das Alte beiseitelegen. Was heute technisch möglich ist und wie es erreicht werden kann, also z B. durch Schulung in entsprechenden Zentren oder durch enge Kooperation zwischen Gefäßchirurgen und Interventionalisten, werden wir in den nächsten Tagen erfahren und miteinander diskutieren, und ich hoffe, es wird uns auch gelingen, in der Schlußsitzung am Samstag eine vorläufige Bilanz zu ziehen.
Eines ist allerdings jetzt schon klar. Die endovaskulären Techniken sind nicht mehr wegdenkbar und können, kritisch eingesetzt und angewendet, dem Gefäßpatienten von großem Nutzen sein.
Meine Damen und Herren,
unserer Jahrestagung wünsche ich einen hervorragenden und harmonischen Ver- lauf und ich hoffe, daß wir alle aus den Vor- trägen, Rundtischgesprächen und Diskussionen neue Anregungen mit nach Hause nehmen Darüber hinaus hoffe ich, auch Gelegenheit finden für Maisgänge durch unsere schöne Stadt oder für eine der kulturellen Exkursionen in das nahegelegene bayerische Oberland. Inhalt
Ernennung zu Korrespondierenden Mitgliedern
Prof. Peter Harris ist Präsident der Division of Vascular Surgery der Union Europeenne des Medecins Specialistes. In dieser Eigenschaft hat er sich große Verdienste für die Gefäßchirurgie in Europa erworben (siehe hierzu auch Arbeitsberichte in Mitteilungen Gefäßchirurgie 10/1994 und im Abstractband 1996, Vortrag 25).
Der Urkundentext lautet: Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie verleiht
Herrn Prof. Dr. Peter L. Harris aus Liverpool die korrespondierende Mitgliedschaft. Hiermit würdigt sie seine enge Bindung zu den deutschen Gefäßchirurgen sowie seine zahlreichen Beiträge auf gefäßchirurgischen Tagungen deutscher Sprache. Mit ihm als hervorragendem Vertreter der englischen Gefäßchirurgie erhofft sich unsere Gesellschaft eine weitere Förderung der Kontakte zwischen englischen und deutschen Gefäßchirurgen.
Priv.- Doz. Dr. Jon Largiadèr ist Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Gefäßchirurgie, war Mitausrichter der gemeinsamen Jahrestagung 1996 in Salzburg und ist Mitherausgeber der Zeitschrift "Gefäßchirurgie". Auch ihm wird die korrespondierende Mitgliedschaft verliehen.
Der Urkundentext für den bei der Verleihung verhinderten J. Largiadèr lautet:
Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie verleiht Herrn Privatdozent Dr. Jon Largiadèr aus Luzern die korrespondierende Mitgliedschaft. Hiermit würdigt sie seinen persönlichen Einsatz zur Vertiefung der Beziehungen zwischen der Schweizerischen und der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie, die enge freundschaftliche Verbundenheit zu zahlreichen deutschen Gefäßchirurgen und seine wegweisenden Monographien und wissenschaftlichen Beiträge insbesondere auf dem Gebiet der cruralen Gefäßchirurgie.
Verleihung der Preise und Stipendien
Die höchste wissenschaftliche Auszeichnung unserer Gesellschaft ist der Alexis-Carrel-Preis. Der Preis wird im Zusammenhang mit den Jahrestagungen für hervorragende Arbeiten auf dem Gebiet der Gefäßchirurgie verliehen und wurde von der Firma Gore gestiftet. Lassen Sie mich an dieser Stelle kurz etwas zu Alexis Carrel sagen. Er muß als der eigentliche Pionier und Grundlagenforscher der experimentellen Gefärßchirurgie angesehen werden. Dieser vielseitig interessierte und talentierte Mann bekam in seiner Heimat Frankreich keine befriedigenden Arbeitsbedingungen, so daß er schließlich in die Vereinigten Staaten von Amerika emigrierte. Seine am Rockefeller Institute in New York durchgeführten fundamentalen experimentellen Arbeiten, einschließlich der freien Transplantation von Arterien und Venen, fanden überall auf der Welt Anerkennung, so daß er 1912 den Nobelpreis für Medizin bekam. Leider sah er jedoch sein Lebenswerk nicht mehr klinische Realität werden. Unser nach Alexis Carrel benannter Preis soll die Arbeit eines Mitglieds der Gesellschaft anerkennen und fördern und ist für eine Studienreise an gefäßchirurgische Zentren der USA gedacht (Wert DM 10.000,– ). Das Preiskommitee hat in diesem Jahr aus mehreren besonders qualifizierten Arbeiten die Arbeit von Her rn Dr. med. Matthias Lindenmeir aus München ausgewählt.
Der Text der Urkunde lautet. Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie verleiht Herrn Dr. med. Matthias Lindenmeir aus München den Alexis-Carrel-Preis 1996. Hierdurch wird seine Arbeit mit dem Thema: "CO-Reservekapazitätsmessungen mit TCD und HMPAO-SPECT bei Patienten mit hochgradigen Stenosen der A. carotis interna" ausgezeichnet. Gleichzeitig soll seine weitere Forschung auf dem Gebiet der Gefäßchirurgie gefördert werden.Inhalt
Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie hat 1994 erstmals ein Forschungsstipendium verliehen, welches von Meadox Deutschland gestiftet wurde. Da das Stipendium im Jahre 1995 nicht vergeben werden konnte, die Stifter das Preisgeld jedoch der Gesellschaft zur Verfügung stellten, kann in diesem Jahr das Forschungsstipendium in Höhe von DM 20000,– vergeben werden. Die Preiskommission hat das Stipendium der Arbeitsgruppe von Frau Dr. AI-Fakhri, Bereich Gefäßchirurgie am Univ.-Klinikum Benjamin Franklin, Berlin, zuerk annt.
Der Text der Urkunde lautet: Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie verleiht Frau Dr. med. Nadja Al-Fakhri aus Berlin das Forschungsstipendium 1996. Hierdurch sollen ihre bisherigen Arbeiten über die "Bedeutung der extrazellulären Matrixproteine und Integrine für die Entwicklung der Arteriosklerose und ihre Veränderungen durch chirurgische Intervention" als Forschungsvorhaben von aktueller Bedeutung anerkannt und die weiteren Untersuchungen gefördert werden.Inhalt
Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie vergibt auch wiederum unter ihren Mitgliedern in Oberarzt- und Assistentenposition ein Reisestipendium zur Fortbildung an gefäßchirurgischen Zentren; USA. Das Reisestipendium 1996 Herrn Dr. med. Malte Hegenscheid aus Berlin vergeben.
Der Stipendiat wird den Mitgliedern über seine Reiseeindrücke einen schriftlichen Bericht vorlegen, der in den Mitteilungen zum Abdruck kommt.
Die Urkunde lautet. Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie verleiht Herrn Dr. med. Malte Hegenscheid aus Berlin das Reisestipendium 1996, gestiftet von der Firma IMPRA MEDICA, im Werte von DM 10 000,–. Hierdurch soll unter Berücksichtigung seiner bisherigen wissenschaftlichen Arbeiten und seiner klinischen Tätigkeit in Berlin die fachliche Weiterbildung auf dem Gebiet der Gefä8chirurgie durch Eröffnung internationaler Kontakte gefördert werden.